Die mystische Gothic Metal Band Walk In Darkness, hat unlängst ihr 4. Album veröffentlicht. „Leaves Rolling In Time“ ist ein beeindruckendes Werk geworden, voller Melancholie, Finsternis und Poesie aber natürlich auch, mit einer ordentlichen Portion metallischer Härte. 9,5/10

 

Nachdem Walk In Darkness in 2017 ihr Debüt („In The Shadows Of Things“) veröffentlicht haben, ist „Leaves Rolling In Time“, nun bereits das 4. Album dieser außergewöhnlichen und ziemlich einzigartigen Band aus Italien. Bandgründer und Hauptsongwriter Shaman versteht es wie kaum ein anderer, seinen Songs eine emotionale Tiefe und gleichzeitig, eine fast schon apokalyptische Dunkelheit zu verleihen. Diese unglaublich ausgeprägte mystische Note, war schon von Beginn an, ein wesentlicher Teil der Kompositionen, der Texte aber auch des Gesamterscheinungsbilds, von Walk In Darkness. Zudem könnte man auch sagen, Shaman hat mit seiner Band die Melancholie neu erfunden. Wie schon seit dem ersten Album, steht dem hochtalentierten Gitarristen, die zauberhafte und unerreichte Nicoletta Rosellini zur Seite, die mit ihrer wundervollen, so vielseitigen, warmen, sanften, manchmal fast schon sonoren Stimme, den Stücken Leben und Charisma einhaucht. Ich kenne keine andere Sängerin, die in der Lage wäre, die Songs von Shaman, respektive Walk In Darkness, mit so einer Intensität und einem so unfassbaren Facettenreichtum zu intonieren. Genre Fans ist Nicoletta Rosellini natürlich auch bekannt, als Frontlady ihrer Stammband Kalidia (da gibt es auch bald was Neues!) und zudem, ist sie eine von drei Stimmen (neben Mizuho Lin und Justine Daaé) bei The Erinyes. Eine aufstrebende, unglaublich ambitionierte Band, mit der sie vor ein paar Monaten, ein grandioses Debüt veröffentlicht hat. Die Stammbesetzung von Walk In Darkness wird von Bassist Monk Key komplettiert. Am Schlagzeug ist zusätzlich noch Arcanus zu hören, der ebenfalls schon lange zum Kreis der Band gehört. Zudem sind auch noch ein paar Gäste auf „Leaves Rolling In Time“ am Start, dazu aber gleich mehr. Das musikalische Konzept reicht, wie zuletzt auch schon, vom sehr düsteren und mystischen Gothic Metal, bis hin zu einigen Akzenten aus dem Symhonic und Melodic Death Metal. Wie schon die anderen Alben zuvor, ist auch „Leaves Rolling In Time“, als Konzeptalbum angelegt, das die Welt oft in den dunkelsten Farben beschreibt. Sehr phantasievoll, tiefgründig, manchmal etwas kryptisch, hoch emotional und poetisch aber durchaus auch, mit einem nicht weg zu leugnenden Fingerzeig zur Realität. Ein paar Lichtblicke aus Hoffnung und Optimismus, hellen die Songs hier und da auch mal auf, was im Besonderen, durch die herausragende stimmliche Performance von Nicoletta Rosellini erreicht wird. Viele der Lieder sind im mittleren Tempo gehalten und wirken meist schwer, getragen und düster. Dazu passt auch das ausdrucksstarke und einprägsame Cover-Artwork, das aus der künstlerisch sehr versierten Hand von Carlos Fides stammt. Ein großes Meisterwerk wie „Leaves Rolling In Time“ braucht eben auch eine entsprechende optische Aufmachung. Herausragend gelungen, ebenso wie die Produktion vom Meister persönlich, im Virus Recording Studio. Veröffentlicht wurde die Scheibe Label unabhängig, wie gewohnt.

Bereits der Opener zählt zu den ganz großen Highlights dieses Albums. „Ships To Atlantis“ ist ein durchaus opulenter Einstieg, der auch gleich zwei Gäste in den Fokus rückt. Zum einen Gabriele Boschi (Winterage), der erneut, seine Talente an der Violine mit einbringt, was er unter anderem auch schon bei Kalidia und dem Vivaldi Metal Project getan hat. Der versierte Violinist hat dann auch gleich noch eine Opernsängerin mitgebracht, die, wie es die mystische und geheimnisvolle Ausstrahlung von Walk In Darkness verlangt, namentlich, im Verborgenen bleibt. Die unbekannte Sopranistin agiert an der Seite von Nicoletta Rosellini mit großer Brillanz und ist für so manchen Highlight Moment, beim Opener verantwortlich. Die Instrumentierung ist sehr vielseitig, nach Piano-Klängen zu Beginn, setzen immer wieder die schweren Klänge von Shaman’s Gitarre und Monk Key’s Bass ein. Die druckvollen Drums von Arcanus lassen das Stück durchaus auch mal wuchtig erscheinen. Ein sehr facettenreicher Auftakt. Es folgt das Titel-Stück „Leaves Rolling In Time“, wo wir auch gleich den nächsten Gast begrüßen dürfen. Für Walk In Darkness Fans ist Emiliano Pasquinelli freilich kein unbekannter. Er ist quasi Stammgast der Band und hat auf jedem der bisherigen Alben, bei mindestens einem Stück, die Growls beigetragen. So gibt er auch dem Titel-Song der neuen Scheibe, das besondere Etwas. Zunächst geht es aber ruhig los, mit ein paar Klängen von der Akustik Gitarre und klassischen Backing Vocals. Emiliano Pasquinelli übernimmt das Ruder mit schweren, finsteren Growls. Nicoletta Rosellini greift dann ebenfalls ins Geschehen ein und stellt den Begriff Melancholie, auf eine neue Stufe. Shaman agiert mit seinem vielseitigen Gitarre-Spiel zunächst eher im Hintergrund. Sukzessive intensiviert sich das Stück und spätestens mit dem Refrain, wächst die Nummer zu epischer Größe an. „Bent By Storms And Dreams“ war schon vor etlichen Monaten die erste Veröffentlichung, nebst Video, aus dem aktuellen Album. Grundsätzlich, eher ein ruhigeres Lied, immer wieder mit Klängen vom Piano. Nicoletta agiert auch zunächst sehr sanft, mit teils fast nur gehauchter Stimme, später deutlich ausdrucksstärker und eindringlicher. Auch hier ist eine gute Steigerung im Verlauf zu erkennen, sehr schöne Dramaturgie. „Get Away“ ist aktuell mein persönlicher Top Favorit. Der Beginn ist volumenreich, mit einer ganz brillant gespielten Lead-Gitarre von Shaman. Das Stück ist sehr abwechslungsreich, mit vielen Tempo-Wechseln, was freilich den Spannungsaufbau sehr gut fördert. Nicoletta Rosellini mit einer ihrer vielseitigsten Gesangsleistungen, die dem Song nicht nur eine emotionale Tiefe, sondern beim Chorus, auch eine majestätische Erhabenheit verleiht. Eine sehr kraftvolle Vocal-Bridge leitet über zum finalen Refrain, was eine weitere Highlight Sequenz dieses Stückes ist. Das beeindruckende, künstlerisch sehr wertvolle Video zu „Walk Close To Me“ haben die meisten von euch sicher schon mal gesehen. Wenn nicht, unbedingt nachholen! Der Song beschreibt einen weiteren Höhepunkt mystischer Schwere und tiefster Melancholie. Erneut legt die Kombination aus Piano und wundervoller Lead-Gitarre den Grundstein, ehe sich das Lied nach und nach erhebt und Shaman’s kraftvolle Riffs, bis ins Mark eindringen. Ein Song mit sehr vielen Gänsehaut Momenten, die nicht zuletzt auch von der sensationellen Vocal-Performance von  Nicoletta Rosellini ausgelöst werden. Mit einer außergewöhnlich starken Solo-Lead von Shaman, als Begleitung, wird das Stück ins Ziel geführt. „No Oxygen In The West“ gibt es in 2 Versionen zu bewundern. Hier nun zunächst die „normale“ Variante, mit Nicoletta als einzige Stimme. Nach dem Abklingen von ein paar Synths/Keyboard Klängen baut sich das Stück langsam auf und öffnet sich. Hier und da lösen ein paar positivere Stimmungs-Momente, den dunklen Charakter des Songs ab. Ein großes Highlight ist der erhabene Chorus, der nicht nur gut ins Ohr geht, sondern durch seine Intensität, auch sehr tief rein geht. Zum Ende hin, wird die Instrumentierung nochmal verstärkt und auch das Tempo wird etwas angezogen. „The Last Glow Of Day“ wurde auch schon vor einer ganzen Weile herausgebracht und gehört nachwievor, zu meinen Lieblingsstücken. Am Anfang stehen schwere Gitarren-Riffs, Shaman und Monk Key sorgen für eine ordentliche Heavyness. Der Wechsel mit ruhigeren Passagen sorgt für eine tolle Dramaturgie und einen starken Spannungsaufbau. Eine tolle Bridge gipfelt in einem noch gigantischeren Refrain, der das Stück spürbar empor hebt. Ein Song mit viel klanglichem Volumen und ein paar Vocals von Shaman. „Elisabeth“ ist der jüngste Single/Video Release. Ein wunderbares Lied, mit einigen balladesken Sequenzen. Neben Piano und Akustik-Gitarre, gibt es aber auch ein paar schwere Riffs und ein kurzes, sehr schönes Solo von Shaman. Für eine derart begnadete Sängerin wie Nicoletta Rosellini ist so ein emotional geprägtes Lied natürlich eine perfekte Spielweise, um den vielen Facetten ihrer Stimme freien Lauf zu lassen. Dies macht sie hier mit all ihrer Ausdrucksstärke und Brillanz. Gänsehaut hoch 10! Ich hatte vorher schon geschrieben, dass es „No Oxygen In The West“ in 2 Versionen auf diesem Album gibt. Diese hier, zeigt Shaman on Lead Vocals, was er nicht nur mit Bravour macht, sondern diesem ohnehin schon sehr düsteren Song, eine noch dunklere Färbung verpasst. Nicoletta Rosellini agiert hier oftmals im Hintergrund, fungiert aber auch immer wieder mit Lead Vocals, als Duett-Partnerin für Shaman. Diese Konstellation könnte ich mir für künftige Veröffentlichungen, durchaus auch regelmäßiger vorstellen. Die beiden Stimmen stehen von ihrer Ausstrahlung her, natürlich in einem ziemlich krassen Gegensatz, harmonieren aber dennoch ganz hervorragend. Das Stück bekommt durch diese Variante ein noch stärkeres Charisma, als die „normale“ Version und wurde möglicherweise auch aus diesem Grund, für das unlängst präsentierte Video bevorzugt. Ein genialer Schlusspunkt, für ein geniales Album.

Walk In Darkness haben 2 Jahre nach dem überragenden Album „On The Road To Babylon“ nochmal einen drauf gesetzt. Mit „Leaves Rolling In Time“ geht die mystische, italienische Gothic Metal Truppe ihren Weg konsequent weiter und man darf sicher noch sehr viel großartige Musik von dieser überaus talentierten Band erwarten. „Live“ waren Walk In Darkness bislang ja leider noch nicht aktiv, ich habe aber gehört, dass dies durchaus, nicht immer so bleiben muss. Wenn irgendwann mal die Zeit dafür gekommen ist, so Mastermind Shaman, sind also auch Auftritte nicht ausgeschlossen. „Leaves Rolling In Time“ wurde ja offiziell, bereits vor ein paar Wochen veröffentlicht, bislang aber nur digital. Das reguläre, physische Album, soll dann ab dem 20.01.2023 erhältlich sein. Herzlichen Glückwunsch an Walk In Darkness zu einem wunderbaren Klangerlebnis, das man als Genre Fan unbedingt gehört haben sollte!

Band

Nicoletta Rosellini (Gesang)
Shaman (Gitarre)
Monk Key (Bass)
Arcanus (Schlagzeug)

Titel

  1. Ships To Atlantis (feat. Gabriele Boschi + mystical, unknown Soprano)
  2. Leaves Rolling In Time (feat. Emiliano Pasquinelli)
  3. Bent By Storms And Dreams
  4. Get Away
  5. Walk Close To Me
  6. No Oxygen In The West
  7. The Last Glow Of Day
  8. Elisabeth
  9. No Oxygen In The West (Shaman’s Version)